Hallo und herzlich Willkommen zurück zu einer neuen Ausgabe unseres Blogs. Die letzten beiden Wochen standen gänzlich unter dem Thema der neuen und alternativen Wohnformen in der Pflege. Heute wollen wir damit schließen, in dem wir unsere Beurteilung abgeben und die gewonnenen Erkenntnisse der letzten Wochen einordnen.

Wo stehen wir? Andre Deserno hat uns gezeigt, dass es zum einen bereits alternative Wohnformen gibt und zum anderen die Selbstbestimmtheit für ältere Menschen in der Pflege stärker berücksichtigt und gefördert werden muss (Hier geht es zum Interview mit Andre Deserno). Dem stimmen wir vollkommen zu. Unsere Meinung und die Ambitionen von Herrn Deserno decken sich dabei auch mit dem zu erwartenden Trend. Laut einer Umfrage vom BundesBauBlatt möchte ein Großteil der Bevölkerung im Alter von 70 Jahren entweder noch ohne Hilfe auskommen oder zumindest in einer betreuten Wohngegend leben. Wenn wir uns nun die Aussagen von Herrn Deserno vor Augen führen, dass betreutes Wohnen generell zu wenig Förderung und Aufklärung seitens der Bundesregierung erhält, dann kann man deutlich von einem benötigten Aufholbedarf reden, damit die Wünsche der älteren Menschen umgesetzt werden können.

Wie wir in unserem vorletzten Blog-Beitrag anmerkten, beschloss die Bundesregierung die Weiterentwicklung neuer Wohnformen nach §45f SGB XI (Hier geht es zu dem Artikel). Die GKV veröffentlichte daraufhin nach Abschluss der Förderungen für Modellprojekte 2020 die Erkenntnisse, die daraus gezogen wurden. Sie spricht dabei vor allem die Wünsche nach einer Versorgungssicherheit, gepaart mit Selbstbestimmungsmöglichkeiten und der sozialen Einbindung an, die von den älteren Menschen ausgesprochen wurden. Hinzu kommt, dass der Trend hin zu betreuten Wohnanlagen nicht nur für die Pflegebedürftigen Vorteile mit sich bringt. Die Angehörigen äußerten sich laut der GKV ebenfalls positiv gegenüber den Pilotprojekten. Wir sehen also einen Zusammenhang der Eindrücke und Ergebnisse aus den von der Bundesregierung geförderten Projekten und der Senioren-WG von Herrn Deserno. Leider werden allerdings auch Gemeinsamkeiten hinsichtlich der von der GKV benannten Risiken benannt. So wurde häufig die Refinanzierung als auch das unklare rechtliche Konzept angemerkt, welches sich häufig leistungsrechtlich zwischen ambulanter und stationärer Versorgung bewegt.

„Das Ziel sollte stets sein, dass Personen mit Pflege- oder Unterstützungsbedarf eine optimale Hilfe erhalten und dabei ihr Leben so weit wie möglich nach den eigenen Wünschen leben können. Daraus sollte sich die passende Wohnform ergeben, die dann angemessen auf Basis des Bedarfs refinanziert wird. Für alle Beteiligten sollte es dabei von Vorteil sein, möglichst einfache und klare Kriterien zu definieren, die den Bedarf der Person mit Pflege- oder Unterstützungsbedarf in den Vordergrund stellen und Verkomplizierungen vermeiden.“

 

– Christian Kind, Geschäftsführer nevisQ GmbH

Die Bundesregierung möchte nach eigenen Aussagen zwar alternative Wohnformen fördern und empfiehlt auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums die Gründung von Pflege-Wohngemeinschaften. Bei den Ausschlusskriterien für mögliche Förderungen kommt allerdings ein Problem zutage: Die Bundesregierung schließt Förderungen aus, sofern eine Versorgungsform vorliegt „[…] in der die Anbieterin beziehungsweise der Anbieter der Wohngruppe […] den Pflegebedürftigen Leistungen anbietet, die dem für vollstationäre Pflege vereinbarten Leistungsumfang weitgehend entsprechen.“. Man sieht also, dass die Kriterien für eine Förderung nicht immer für neue und innovative Wohnformen zutreffen. Die bestehenden Gesetze gestalten eine Umsetzung und die benötigte Refinanzierung daher als schwierig.

Wie ist die Situation schlussendlich einzuordnen? Es ist generell positiv zu bewerten, dass zum einen die Bundesregierung neue Wege testet, in dem sie neue Wohnformen erforschen lässt und sich dem Trend nicht vollkommen verschließt. Es bleibt jedoch abzuwarten, in welcher Form und vor allem wann die Projekte umgesetzt werden. Wir hoffen zudem, dass es in Zukunft möglich sein wird, eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den ambulanten Diensten und Pflegeheimen zu ermöglichen. Durch eine bessere Kommunikation und Kooperation können leichtere und vor allem effizientere Lösungen für die Pflegebedürftigen gefunden werden. Neue Wohnformen sind notwendig und entsprechen den Bedürfnissen, müssen jedoch richtig angegangen werden!

Unsere Themenreihe hat gezeigt, dass sich hinsichtlich neuer Wohnformen viel bewegt. Wir werden auf jeden Fall weiterhin die Lage sehr genau beobachten und über Neuigkeiten berichten.

Wir sehen uns nächste Woche an dieser Stelle zu einem neuen Thema wieder. Bis dahin alles Gute!