Rufanlagen sind ein enorm wichtiges Thema, wenn es um die Sicherheit der Bewohner von Pflegeeinrichtungen geht. Es wirkt auf den ersten Blick kompliziert und enthält einige Tücken, bietet aber auch ein riesiges Potenzial für die Zukunft. Wir haben unsere Top 7 Tipps für Rufanlagen zusammengestellt, um die Anschaffung und Instandhaltung so leicht wie möglich zu gestalten. Gleichzeitig zeigen wir Ihnen, wie Sie die vielzähligen und unterschätzten Möglichkeiten von Rufanlagen am besten nutzen können.

1. Warum die richtige Rufanlage gut überlegt sein will

Beginnen wir mit dem wichtigsten und ausführlichsten Tipp. Rufanlagen sind mehr als nur ein Alarm und sie stehen, bei richtiger Anwendung, für eine langfristige Investition. In der Regel werden Rufanlagen etwa alle 20 Jahre gewechselt. Was bedeutet das? Es sollte gut überlegt sein, welche Rufanlage man einbauen möchte und diese langfristig planen. Dies setzt voraus, dass man zukünftige Erweiterungen mit einbezieht und in die Kaufentscheidung einfließen lässt. Größere nachträgliche Anpassungen sind dagegen sehr teuer oder gar nicht erst möglich! Essenziell sind Kriterien wie Wartungsaufwand, Ausfallsicherheit, Zuverlässigkeit und Schnittstellen. Insbesondere Letztere werden oft unterschätzt, die im besten Fall standardisiert sind!

Es ist von großem Vorteil, dass die Schnittstellen Flexibilität vorweisen und auf eine Vielfalt von Produkten Anwendung finden. Hinzu kommen die Wartungskosten, die bei standardisierten Schnittstellen geringer sind aufgrund der leichteren Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Schließlich sollten sie zukunftssicher und sicher konzipiert sein. Bei standardisierten Einbauten muss sich nicht jedes einzelne Unternehmen Gedanken darüber machen, ob die Schnittstelle ungefährlich und zuverlässig agiert. Anders ist es für Hersteller deutlich schwerer, wenn jeder Rufanlagen-Anbieter eine eigene Schnittstelle vorweist. Eine Komptabilität ist damit schwerer zu erreichen.

Darüber hinaus müssen Rufanlagen gemäß der Norm DIN VDE 0834 zugelassen sein.

Wichtig hierbei ist, dass die Norm ebenfalls für Zimmersignalleuchten und Rufanlagen im Wartebereich gilt. Rufanlagen nach HeimMindBauV sind dagegen nicht ausreichend und die Mindeststandards an Sicherheit werden nur noch durch DIN VDE 0834 beschrieben. Die Norm gilt dabei als sogenannte „aaRdT“ („anerkannte Regeln der Technik“) für Rufanlagen. Ferner ist hervorzuheben, dass die Norm keine Technologie vorschreibt. Dies bedeutet, dass sie technologieneutral ist und beispielsweise Drahtlos-Technologien ebenfalls mit der Norm konform sein können. Oberstes Gebot ist stets, dass der Mindeststandard an Sicherheit gewährleistet sein muss, was sich teilweise als schwierig erweist.

Doch selbst wenn die aktuelle Rufanlage nicht normkonform ist, gibt es keinen Grund zur Panik. Diesbezüglich gibt es eine Übergangszeit zur Anpassung und einen Bestandsschutz. Dieser definiert, dass Änderungen nicht vorgenommen werden müssen, sofern diese nicht angemessen sind, weil sie beispielsweise zu teuer sind. Dennoch muss die Vorrichtung mindestens halbwegs sicher sein.

2. Die moderne Rufanlage kann mehr, als man denkt!

Die modernen Rufanlagen bieten enorme Kapazitäten und sind mittlerweile für deutlich mehr relevant als nur für Birntaster! So ist z.B. eine Anbindung von Sensorik möglich, die effizienter und unauffälliger arbeitet. Wichtig ist, dass die aktuelle Rufanlage diese Technik unterstützen sollte oder entsprechend nachgerüstet werden kann. Idealerweise werden entsprechende Steckplätze bereits beim Einbau mit eingeplant, damit man in Zukunft entspannt nachrüsten kann.

Als Beispiel kann man die Standardvorrichtung eines Birntasters nehmen. Dieser besitzt i.d.R. nur einen Steckplatz. Eine nachträgliche Erweiterung mit Hilfe eines Y-Adapters, der für mehr Steckplätze sorgt, erweist sich teils als umständlich oder teuer. Besser ist es, von vornherein mehr Steckplätze zu installieren und vorausschauend zu agieren, um beispielsweise WLAN integrieren zu können. Konkret kann man sagen, dass man mehr braucht als nur die Rufanlage.

3. Wer günstig kauft, hat doppelte Kosten!

Dieser Punkt ist die logische Schlussfolgerung bei falscher Investition! Wer günstig kauft, kauft praktisch zweimal. Besser sollte geprüft werden, ob man nicht doch lieber etwas mehr Geld ausgeben möchte und dafür langfristig eine effizientere Rufanlage besitzt, die man leicht erweitern kann. Wie in den Punkten 1 und 2 beschrieben, ergeben Nachrüstungen bei nicht vorhandenen Kapazitäten ein teures Produkt. Dies kann und sollte von Beginn an vermieden werden. Als Beispiel kann Punkt 2 herangeführt werden. Sicher ist es günstiger, eine Wandeinheit mit nur einem Steckplatz zu kaufen. Diese nachzurüsten ist jedoch teurer, als wenn man direkt von Beginn an weitsichtiger plant und entsprechend kauft.

4. Partnerschaften sind das A und O für maximale Effizienz!

Wie kann man das beste aus seiner Rufanlage herausholen? Wichtig sind vor allem die richtigen Partner, die sich mit der Thematik auskennen. Sensorhersteller sollten z.B. im besten Falle die Rufanlagen-Anbindung mitdenken. Denn was nützt Sensorik, die im Keller liegt, weil die Rufanlagen-Anbindung nicht klappt? Langfristige Partnerschaften basieren auf ganzheitlichem Denken! Wichtig ist, dass Partner mit einbezogen werden, die jegliche Themen abdecken, wie z.B. die Pflegedokumentation oder Sensorik. Andernfalls sitzt man am Ende auf vielen verschiedenen Partnern, die zum einen teuer sind, zum anderen aber nur für ihren Bereich verantwortlich sind. Besser ist deshalb ein guter und verlässlicher Partner, der jegliche Aspekte im Blick hat.

5. Die richtige Schulung macht‘s!

Das Wort Schulung klingt zunächst nach Unkosten und großem zeitlichem Aufwand. Dennoch besagt die Vorschrift, dass Arbeiten an Rufanlagen nur von einer „Fachkraft für Rufanlagen“ nach DIN VDE 0834 ausgeführt werden dürfen. Diese beinhalten die Inbetriebnahme der Rufanlage, die Abnahmeprüfung, Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten, generelle Änderungen sowie die Inspektion. Die Qualifikation kann prinzipiell jeder mit einer technischen Ausbildung erwerben: Sei es Planer, Errichter, Betreiber oder Mitarbeiter der haustechnischen Abteilungen von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Dennoch ist es wichtig, dass sich jeder – unabhängig der technischen Ausbildung – mit dem Thema auseinandersetzt und sich das nötige Know-how aneignet. Sollten die Voraussetzungen für eine Fachkraft gegeben sein, empfiehlt es sich, die Schulung anzugehen. Dadurch können Anlagen selbstständig geplant, installiert, betrieben und instand gehalten werden. Darüber hinaus hilft es, einen technischen Überblick über die Anlage zu behalten und ihre Leistungsmerkmale zu sondieren. Die technische Weiterentwicklung und das Zusammenwachsen verschiedener Systeme zur Information, Kommunikation und Alarmierung erfordern qualifizierte Fachkräfte, um für eine gute Qualität zu sorgen.

6. Kein Hexenwerk, aber nicht zu unterschätzen

Auf den ersten Blick kann das Thema kompliziert, zeitraubend und intensiv wirken. Es ist ein ernstzunehmendes Thema, das aber auch nicht komplizierter gestaltet werden sollte als nötig. Ein pragmatischer Ansatz vereinfacht dagegen den Vorgang. Das Risiko muss vernünftig eingeschätzt werden, entfaltet sich am Ende aber auch nicht als Wissenschaft. Die Norm sorgt dafür, dass viele Regeln für klare Verhältnisse beim Einbau sorgen. Die finale Effizienz und das Ergebnis sticht den Aufwand aus, der sich dadurch ergibt. Eine Rufanlage ist technisch anspruchsvoll und wie in Punkt 5 beschrieben, darf nur eine Fachkraft Arbeiten an ihr verrichten. Dennoch macht man an ihr nichts kaputt, wenn sich mal eine Schraube löst! Generell sollte man nicht zu viel Angst davor haben und das Thema realistisch betrachten.

7. Das unterschätzte Potenzial für Rufanlagen in der Zukunft!

Die Zukunft ist mehr als nur Rufanlagen, Nebensteckkontakte etc. Langfristig werden Software-Schnittstellen oder Video-Telefonie mit eingebunden. Dabei verändert sich die Rufanlage nicht grundlegend, sie passt sich lediglich an. Wichtig ist, dass Rufanlagen ebenso wie andere technische Entwicklungen mit der Zeit gehen. So müssen sie im Bereich Schnittstellen weiterentwickelt werden, damit z.B. klügere Schnittstellen integriert sind. Dadurch können Daten ausgetauscht und es werden mehr Dinge ermöglich werden, als nur einen simplen Alarm zu senden.

Der Einbau der Schnittstellen muss dagegen direkt beim Hersteller erfolgen. Die Rufanlage bildet eine in sich geschlossene und eigenständige Anlage, die nicht über die Übertragungswege anderer Anlagen geführt werden darf. Umgekehrt dürfen Fremdsignale über die Übertragungswege geleitet werden. Unerlässlich ist dabei die Ein- und Auskopplung ausschließlich über Systemschnittstellen der Rufanlage. Das können einfache potenzialfreie Kontakte wie auch komplexe Datenschnittstellen sein. Diese Schnittstellen müssen vom Hersteller der Rufanlage geliefert oder spezifiziert werden. Störungen der Fremdanlage dürfen sich auf keinen Fall auf die Rufanlage auswirken.

Die Zukunft wird deutlich differenzierter aussehen. Die Integration von Smartphones wird ein wesentlicher Bestandteil in der Pflege sein, Telefone werden über WLAN oder Funk benutzt. Die Rufanlagen bilden einen Teil von etwas Größerem und müssen sich entsprechend weiterentwickelt und anpassen. Wichtig ist immer, dass man vorausdenkt!