Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe unseres Blogs. Wir haben in vergangenen Beiträgen die Notwendigkeit von digitalen Innovationen im Pflegebereich vorangetrieben. Heute möchten wir euch ein junges Unternehmen vorstellen, das durch die Entwicklung einer App die Pflege im eigenen Zuhause für pflegende Angehörige wie auch der professionellen Pflege sinnbildlich für ebendiese Innovation steht. Wir trafen uns mit Artur Janiszek, dem Gründer von Eldertech und haben uns über ihr Konzept, der Wichtigkeit der pflegenden Angehörigen sowie der digitalen Zukunft innerhalb der Pflegebranche unterhalten.

Hallo Artur, danke dass du dir die Zeit genommen hast. Bitte stelle Eldertech doch einmal für uns vor. Wie funktioniert eure App, welche Funktionen habt ihr bereits integriert und was ist geplant?

Eldertech baut die führende, ganzheitliche Plattform für pflegende und sorgende Angehörige, die den Alltag wirklich entlastet: Wir bündeln Pflegeorganisation, externe Dienstleister, digitale Hilfsmittel bis hin zu Smart Home-Produkten einerseits und bieten andererseits eine intuitive, altersgerechter Videokommunikation für unterstützte Personen! Weg von Insellösung hin zu mehr Zeit für Menschlichkeit.
Als offene Plattform werden wir unser Angebot stetig um Funktionen und Partner erweitern, die mit uns den Weg zu einem neuen, besseren Standard in der Pflege zu Hause gehen möchten – immer entlang an den Bedürfnissen der Menschen.

Warum ist das so wichtig? Welche Mission verfolgt ihr?

Pflegende und sorgende Angehörige sind der größte Pflegedienst Deutschlands. Betrachtet man die Belastung, die auf uns Angehörigen lastet – neben Kindern, Beruf und Privatleben – wird einem erst bewusst, was für eine immense Leistung teils über Jahrzehnte geleistet wird. Unser Ziel ist daher, diese Herausforderung der Versorgung von Angehörigen bestmöglich zu unterstützen – an jedem Punkt der Pflegebiografie.

Die Demografie wird uns an der Stelle noch vor große Herausforderungen stellen, da immer weniger Angehörige und Pflegefachkräfte eine stetig älter werdende Gesellschaft versorgen werden müssen.

Wo steht der Kostenpunkt für eure App für den Verbraucher?

Die Eldertech-App wird dieses Jahr kostenfrei bleiben und erst im kommenden Jahr mit einem günstigen Abo-Modell kostenpflichtig werden, denn Pflege muss auch finanziell leistbar bleiben.

Artur Janiszek

Artur Janiszek

Gründer ELDERTECH

„Als vor einigen Jahren bei meiner Großmutter Demenz diagnostiziert wurde, war schnell klar, dass ein Umzug in eine neue Umgebung ihren Zustand verschlechtern würde. Auf der Suche nach intelligenten Hilfsmitteln zur Vereinfachung der Pflege im heimischen Umfeld musste ich feststellen, dass es keine wirklich ganzheitliche Ansätze gab.“

Wie sieht die Finanzierung digitaler Möglichkeiten in der häuslichen Pflege aus? Welche Position beziehen die privaten oder gesetzlichen Krankenkassen?

Nach ersten Gesprächen stößt unser Produkt auf offene Arme bei Krankenkassen – gesetzlich wie privat. Ob wir zusätzlich auch den DiPA-Weg beschreiten werden, um eine offizielle Erstattung „auf Rezept“ ermöglichen zu können, werden wir noch entscheiden.

Widmen wir uns den pflegenden Angehörigen. Wieso sind diese Gruppe so wichtig und welche Rolle spielen sie für den Patienten? Wie stark ist deren Einfluss auf den Entscheidungsprozess ebenjener?

Pflegende und sorgende Angehörige sind ein maßgeblicher Bestandteil aller Entscheidungsprozesse zwischen Betroffenen (Patienten), Leistungsträgern, Dienstleistern und Angehörigen. Als Leistungserbringer in der Pflegesituation stellen sie mittelbar und unmittelbar eine ähnlich wichtige Rolle dar, wie die Profis, d.h. stationäre Pflege, ambulante Pflegedienste und das vielfältige Spektrum dazwischen.

Gibt es einen Unterschied in der Rezeption zwischen pflegenden Angehörigen und der professionellen Pflege?

Pflegende und sorgende Angehörige versorgen meistens Familienmitglieder. Es besteht also eine emotionale Bindung und teils wahrgenommene Verpflichtung, die einen bedeutenden Unterschied ausmacht. Dennoch dürfen die Leistungen hier nicht isoliert betrachtet werden, denn für eine funktionierende Pflegebiografie müssen Betroffene, Angehörige und professionelle Dienstleister Hand in Hand agieren. Die Rezeption fällt bei beiden Gruppen durchweg positiv aus.

Können die pflegenden Angehörigen mit einer fundierten Unterstützung und Förderung seitens des Staates rechnen?

Obwohl es bereits eine Reihe an Unterstützungsleistungen seitens des Staates, der Krankenversicherungen und der Pflegeversicherungen gibt, sind viele davon für pflegende Angehörige nicht ausreichend, da sie den Einfluss der Pflegesituation auf das Leben nicht betrachten. Weiterhin ist die Komplexität, aus dem Pflegedschungel die richtigen, passenden und zustehenden Leistungen zu erkennen, zu komplex. Pflegeberatungsstützpunkte einerseits und Angebote wie pflege.de oder deinepflege.de von uCura bieten hier erste, administrative Unterstützung.

Wagen wir Mal einen Blick in Richtung Zukunft. Gehen die Pläne der Angehörigenpflege der Sondierungsparteien weit genug?

Die Pläne der sondierenden Parteien sind Schritte in die richtige Richtung, da sie erstmals die grundsätzliche Herausforderung der Angehörigenpflege aufs Tableau holen – auch, wenn vieles noch erweitert und im politischen Gesetzgebungsprozess spezifizert werden kann. Ich sehe hier einen parallelen Prozess wie die Entwicklung der Vereinbarkeit von Familiengründung und Beruf in den vergangenen Jahren: Es ist an der Zeit den demografischen Wandel in den gesamten Biografien der Bürger wahrzunehmen.

Kommen wir zum Thema der digitalen Gadgets für die Pflege und der Angehörigenpflege. Welche Möglichkeiten gibt es bisher und welches Potenzial bieten digitale Lösungen wie die Eure?

Mit Ambient Assisted Living stehen bereits seit Jahren Technologien theoretisch zur Verfügung, die eine Unterstützung bieten wollten. Diese Anbieter entwickeln jedoch fast immer aus Perspektiver der technischen Machbarkeit am Nutzer (und Kunden) vorbei – was sich in der Nutzbarkeit und Preisgestaltung widerspiegelt. Nicht umsonst sind Notrufknöpfe häufig bisher die einzige, technische Pflegeunterstützung in Haushalten.

Die Entwicklung von zeitgemäßen, digitalen Hilfsmittel unter Betrachtung der wirklichen Situation der Anwender und gleichzeitig die Interaktion mit anderen Alltagstechnologien sehe ich als den Schlüssel zum Erfolg. Pflege muss integrierbar in den Alltag von Angehörigen sein. Unsere Eldertech-Lösung bietet genau das!

Wie lassen sich die Lösungen von Eldertech auf die professionelle Pflege übertragen?

Auch wenn die Herausforderungen der professionellen Pflege teils gänzlich andere sind, so ähneln sich die Wünsche und Anforderungen der Pflegebedürftigen doch sehr. Die Grundlagen zur Integration von Funktionen für die ambulante und stationäre Pflege, mit ihren jeweiligen Eigenheiten und Gesetzen, haben wir bereits jetzt mit unserer Plattform gelegt. Unsere Vision, eine optimale Pflegesituation für Unterstützende und Unterstützte an jedem Punkt der Pflegebiografie zu schaffen, erreichen wir nur, wenn wir auch die professionelle Pflege einbeziehen.

Das Team von Eldertech

Welche Zukunft seht ihr für die digitale Pflege in den kommenden Jahren?

Die Mühle politischer Prozesse mahlt langsam – insbesondere in einem vernachlässigten Bereich wie der Pflege. Die bisherige Regierung hat ein Fundament für weitere Entwicklungen gelegt und ich hoffe, dass die Sondierungsparteien den Ball aufnehmen, Digitalisierung weiter voranzutreiben. Corona hat wie ein Brennglas für viele Entwicklungen gewirkt und dieses Momentum könnte in den kommenden Jahren erheblich zur Verbesserung beitragen.

Mit zunehmender technischer Akzeptanz seitens Pflegenden und stärkerer Unterstützung werden auch mehr digitale Angebote Einzug erhalten.

Zum Ende eine Runde „Wünsch dir was!“ Was erhofft ihr euch in den kommenden Jahren für die digitale Pflege und welche Hürden müssen bestenfalls beseitigt werden?

Wir haben in Deutschland die Chance, weltweit führend für #Agetech zu werden – schließlich haben wir die zweitälteste Gesellschaft der Welt (nach Japan). Wir haben jedoch zwei große Hürden: Regulatorik und Mindset. Datenschutz, Zertifizierungen und Erstattungsfähigkeit sollten innovationsfreundlicher gestaltet werden, da sie im Kern nicht den Zweck haben, Anwälte, Auditoren und Datenschutzbeauftragte zu beschäftigen, sondern den Menschen dienen sollen.
Und wir müssen uns trauen, Neues auszuprobieren, Fehler zu machen und gemeinsam etwas aufzubauen, das einen Mehrwert für die Gesellschaft birgt. Einfach mal machen!

Vielen Dank für das nette Gespräch.

Wie wir sehen konnten, mangelt es nicht an innovativen Ideen für eine bessere Pflege sowohl für pflegende Angehörige wie der professionellen Pflege. Unternehmen wie Eldertech sorgen dafür, dass die Patienten auch in Zukunft sicher versorgt werden können bei gleichzeitiger Entlastung für die Pflegenden. Es mangelt nicht an Ideen und klugen Köpfen, doch muss die Politik die Weichen stellen, damit diese auch genutzt vermehrt genutzt werden können. Weitere Informationen zu Eldertech findet ihr unter den unten stehenden Links. Wir von nevisQ wünschen Artur Janiszek und Eldertech viel Erfolg für die Zukunft und werden die weiteren Entwicklungen mit Spannung verfolgen!

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LinkedIn-Profil von Artur Janiszek