Herzlich willkommen zurück zu einer neuen Ausgabe unseres Blogs. Die Bundesagentur für Arbeit hat den Entgeltatlas 2020 veröffentlicht. Darin werden u.a. die durchschnittlichen Löhne für Altenpfleger/innen benannt. Wir schauen uns die Entwicklung genauer an, diskutieren Auffälligkeiten geben eine Einschätzung zur aktuellen Lage und der Zukunft.
Zu Beginn die positive Nachricht: Die Löhne in der Altenpflege sind gestiegen! Im Durchschnitt verdient eine Altenpflegefachkraft 3.174 € brutto im Jahr, wodurch eine Steigerung von 4,68% oder 142 € brutto entsteht. Im Vergleich zu 2015 entspricht das sogar einem Plus von 24,13%! Jegliche Forderungen nach mehr Gehalt sind damit unbegründet und wir sollten alle anfangen zu jubeln? So einfach ist es dann leider nicht. Es stimmt, dass die Gehälter ansteigen, doch besteht weiterhin eine große Kluft zwischen den verschiedenen Bundesländern. Während Baden-Württemberg und Bayern Spitzenreiter mit 3.446 € bzw. 3.329 € sind, stellen die vier neuen Bundesländer das untere Quartett dar, bei denen Brandenburg den höchsten Wert mit durchschnittlichen 2.910 € aufweist. Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt mit 2.736 €. Wir sehen, dass es in Bezug auf länderübergreifende Lohnregelungen Nachholbedarf gibt. Einheitliche Tarifbezahlungen würden dafür sorgen, dass eine gerechtere Bezahlung in allen Bundesländern herrscht. Zusätzlich fallen Unterschiede bei den verschiedenen Trägerschaften auf. So werden Altenpfleger von privaten Trägern im Schnitt 10 % geringer bezahlt, was auf den stärkeren wirtschaftlichen Faktor zurückzuführen ist.
„Es (geht) nicht nur darum, das Gehalt anzuheben. […] Anzusetzen ist auch bei der Weiterbildung von Pflegehelfern, ebenso bietet die Digitalisierung die Chance, Abläufe zu optimieren und Pfleger zu entlasten.“
– Dr. Susanne Kochskämper, Referentin für öffentliche Haushalte und soziale Sicherung beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, Pressemitteilung vom 10.09.2018
Wer davon ausgeht, dass die höheren Löhne zu einem Anstieg an Pflegekräften und einem Abbau des Pflegenotstandes geführt hat, liegt falsch. Zwar gab es – wie die Jahre zuvor – einen Beschäftigungszuwachs, doch halbierte sich dieser im Vergleich zu 2019 von 3,1 % auf 1,6 % und kann damit nicht die Engpässe füllen. Wir stellen fest, dass das steigende Gehalt die zusätzlichen Belastungen nicht aufwiegt. Wie wir in einem früheren Blog-Artikel angesprochen haben (hier zum Nachlesen), gehen die Bedürfnisse der Pflegemitarbeiter über das Gehalt hinaus: Personalmangel und sonstige Strukturen und Arbeitsbedingungen lagen deutlich vor dem Wunsch nach einer besseren Bezahlung. Die Erfahrungen durch die Corona-Pandemie dürften ebenfalls nicht förderlich gewesen sein, wurde zudem erst vor 2 Monaten die Pflegereform verabschiedet.
Um den Pflegenotstand zu bekämpfen, benötigt es mehr als wachsende Löhne. Diese müssen zusammen mit den jeweils anderen Problemen angegangen werden, wie dem Personalmangel, steigender Belastung, Zeitdruck, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Digitalisierung der Pflege. Es gibt eine Menge Arbeit, damit die Pflege die Anerkennung erhält, die sie verdient. Wir bleiben am Ball und werden euch über Neuigkeiten informieren.
Bis dahin alles Gute!